Sachsen-Anhalt 2015

Zur aktuellen Situation des Seeadlers in Sachsen-Anhalt

 Sachsen-Anhalt_Karte_2015kk 
Brutverbreitung des Seeadlers in Sachsen-Anhalt im Jahr 2015.
Offener Kreis: Brutpaar ohne Junge,
gefüllter Kreis: Brutpaar mit flüggen Jungen

Der Seeadler besiedelt in Sachsen-Anhalt überwiegend die Flussläufe von Elbe, Havel und Mulde. Mit einer zunehmenden Anzahl von Paaren wurden in den 2000er Jahren aber auch weiter westlich bzw. südwestlich gelegene Regionen wie die Altmark, der Drömling oder der Hakel besiedelt. Seit 2010 wuchs der Brutbestand des Seeadlers in Sachsen-Anhalt nochmals deutlich an. Dabei erfolgte eine Verdichtung der Brutpaare innerhalb des Hauptverbreitungsgebietes. Mit 48 Revierpaaren bzw. 37 Brutpaaren mit Nest wurde im Jahre 2015 der höchste je für Sachsen-Anhalt festgestellte Brutbestand ermittelt.

Von den 37 Brutpaaren brüteten jedoch nur 19 Paare erfolgreich. Dabei zog ein Brutpaar drei Jungvögel auf, 11 Paare zogen jeweils zwei Jungvögel und sieben Paare jeweils einen Jungvogel auf. Insgesamt wurden 32 Jungvögel flügge. Nach 2011 mit 37 Jungvögeln ist das die zweithöchste Jungenzahl für Sachsen-Anhalt. Im Rahmen des internationalen Beringungsprogramms wurden 2012 fünf Jungvögel, 2013 15, 2014 10 und 2015 ebenfalls 10 Jungvögel beringt. Der langfristige Gesamtbruterfolg (2002-2015) lag zwischen 0,7 und 1,0 flüggen Jungen pro Brutpaar (Juv/BPa). Mit 0,9 Juv/BPa im Jahre 2015 befand er sich trotz der hohen Anzahl erfolgloser Paare im oberen Bereich.

Der langfristige Teilbruterfolg (2002-2015) lag zwischen 1,3 und 1,8 flüggen Jungen pro erfolgreichem Brutpaar (Juv/BPm). Im Jahre 2015 lag er mit 1,7 Juv/BPm im oberen Bereich. Der relativ hohe Anteil von 18 erfolglosen Paaren (49 %) in 2015 hat verschiedene Ursachen. Neben innerartlichen Störungen durch eine regionale Erhöhung der Siedlungsdichte, Besiedlung suboptimaler Brutplätze und anderweitigen Störungen am Brutplatz, z.B. der Nutzung von Seeadlernestern durch Waschbären, kam im Jahre 2015 ein besonderes Wetterereignis hinzu.

Sachsen-Anhalt_Grafik_2015Während des Orkantiefs Niklas vom 31. März bis 1. April stürzten in Sachsen-Anhalt fünf besetzte Nester ab, zwei im nordwestlichen, drei im mittleren Bereich des Landes. Ein Brutpaar errichtete anschließend im unmittelbaren Umfeld des alten Brutplatzes ein neues Nest und zog erfolgreich einen Jungvogel auf. Weitere drei Brutplätze wurden unmittelbar nach dem Sturm verlassen.

 
 
 
 
 
 
Gunthard Dornbusch
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Staatliche Vogelschutzwarte Steckby