Seeadlerschutz national – Niedersachsen

Nachdem im vergangenen Jahr 12 Neuansiedlungen bekannt geworden sind, überraschte uns auch das Jahr 2019 mit 9 Neuansiedlungen. Dies zeigt, wie stark die Populationsdynamik in Niedersachsen ist.
Aktuell sind somit 73 Seeadlerreviere besetzt, von denen 42 Paare erfolgreich gebrütet haben. Es flogen insgesamt 71 Jungadler aus.

Brutpaare Niedersachsen2019

Niedersachsen Seeadler Verbreitung 2019

Weiterhin bestehen die Kerngebiete in den Regionen Lüneburg, Lüchow-Dannenberg, Südheide, Gifhorn und Wesermarsch, schwerpunktmäßig also in den gewässerreichen Regionen der Elbe, des Elbe-Seitenkanals und der Weser.
Die Verbreitung hat sich durch eine Neuansiedlung im Emsland, unmittelbar an der niederländischen Grenze, deutlich nach Westen ausgedehnt. Diese Tendenz hat sich schon in den letzten zwei Jahren bemerkbar gemacht.

Die in der Literatur dokumentierten Horstbaumansprüche müssen aufgrund der aktuellen Situation in Niedersachsen auf Birke, Lärche, Pappel, Douglasie, Esche und Ulme erweitert werden. Jedoch bleibt die Kiefer die bevorzugte Horstbaumart.

In 2019 wurden in fünf Horsten acht Jungvögel beringt. Zusätzlich wurden drei Jungadler in Gefangenschaft beringt, die nach der medizinischen Versorgung erfolgreich ausgewildert werden konnten.
Aufgrund der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren wurde der Beringungszeitraum circa zwei Wochen vorverlegt, da sich der Brutbeginn zunehmend vorverlagert. Fast ein Drittel der Adler beginnt die Brut bereits zwischen dem 15. und 18. Februar. Hier fiel besonders eine Neuansiedlung in dem neuen Revier Hude in der Wesermarsch auf, wo die Brut außergewöhnlich früh um den 7. Februar begann.

Über einige besondere Ereignisse aus dem Brutjahr 2019 möchten wir hier kurz berichten:

In der Nähe des Steinhuder Meeres wurden im Abstand von zwei Wochen zwei Jungadler abgemagert aufgefunden, die dann medizinisch in der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen versorgt wurden.
Beide Adler wurden anschließend beringt und mit Sendern versehen. Die Sendeergebnisse liegen noch nicht abschließend vor, sodass ein komplettes Bewegungsprofil erst später erstellt werden kann. Erste Auswertungen ergaben, dass sich das Männchen weiterhin in unmittelbarer Nähe der Auffangstation aufhält, wo zusätzlich ein Luderplatz angeboten wurde. Zu unserer Überraschung setzte sich das Weibchen recht schnell in den Bereich der Dänischen Nordseeküste ab, wo es sich bis dato aufhält. Die Entfernung zum Freilassungsort beträgt rund 280 Kilometer.

 Seeadler Sonja kurz vor der Freilassung
(Foto: Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen)

Der in den vergangenen Jahren von uns beschriebene Eintrag von Bussardküken in den Seeadlerhorst im Landkreis Gifhorn wurde in diesem Jahr nicht fortgesetzt, da sich die Altadler in diesem Jahr nicht im Horstbereich aufgehalten haben. Die Kamerabilder zeigen eindeutig, dass der Horst nicht aufgesucht worden war, folglich kam es nicht zu einer Brut.

Im Raum Cuxhaven wurde ein 4-jähriger Seeadler schwerverletzt in unmittelbarer Nähe einer Windkraftanlage aufgefunden. Ihm fehlte ca. 80 % des linken Flügels. Der Flügel war offensichtlich durch Rotorblätter abgeschlagen worden und nicht mehr auffindbar. Der Vogel muss sich ca. eine Woche am Boden aufgehalten haben, bevor er aufgefunden wurde. Er wurde anschließend medizinisch in der Wildtierauffangstation Rastede versorgt. Der Vogel ist gesund und wird dort zukünftig als flugunfähiger Volierenvogel gehalten.

Unser besonderer Dank gilt den Forstbediensteten, der Jägerschaft und den beteiligten Behörden für die sehr gute Zusammenarbeit.

 

Peter Görke & Joachim Schwarz
Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen